Patenschaftsstories

Eine Patenschaft übernehmen, das klingt nach viel Verantwortung – und das ist es auch. Gerade das ist einer der Faktoren, die ein Ehrenamt so lohnenswert machen, findet Laura Mitrach. Vor zwei Jahren übernahm die 30-jährige Event- und Projektmanagerin eine Kiezpatenschaft für ein Kind aus dem Libanon, mit Fokus auf Hausaugabenbegleitung. Mittlerweile unterstützt sie auch die zwei kleinen Geschwister bei den Schulaufgaben und vielem mehr. Wir haben uns mit der Kiezpatin über ihre Erfahrungen unterhalten.

 

 

Laura, wie bist du darauf gekommen, eine Kiezpatenschaft zu übernehmen?

Ich hatte schon länger die Idee, mich ehrenamtlich zu engagieren, aber zunächst keine Ahnung, was genau ich realistisch machen kann. Über Gute-Tat.de kam ich auf den Verein WIR GESTALTEN e.V., der im Wedding Kiezpatenschaften vermittelt. Nach einem Vorgespräch traf ich mich gemeinsam mit der Projektkoordinatorin Kerstin Falk mit Farah*, der Mutter der damals achtjährigen Esra*. Sie kommt aus einem kleinen Dorf im Libanon und lebt seit sieben Jahren mit ihren drei Töchtern allein in Berlin.

Wie hast du die ersten Treffen als Kiezpatin erlebt?

Zu Beginn war es schon ziemlich ungewohnt, für alle Seiten war das doch eine ganz neue Erfahrung. Auch Sprachbarrieren galt es zu überwinden. Die Gastmutter hat zunächst gar nicht verstanden, warum ich das eigentlich mache – sie dachte, das sei mein Job. Aber genau darum geht es jenseits der Kernaufgabe Hausaufgabenhilfe schließlich auch: sich kennenzulernen, und auch Einblicke in die jeweils andere Kultur zu gewinnen. Für mich war es anfangs zum Beispiel überraschend, dass die Kinder regelmäßig beten.

Gab es noch andere kulturelle Bereiche, in denen ihr Unterschiede erlebt habt?

Die Kleinen machen immer wieder mal große Augen, wenn ich von meinem Alltag erzähle. Dass ich alleine lebe und arbeiten gehe, um meine Miete selbst zu verdienen, ist so ein Punkt. Aber auch, dass ich nicht verheiratet bin und keine Kinder habe. Es kam sogar mal die Frage, ob ich eigentlich eine richtige Frau sei. Als Frau alleinerziehend zu leben, in Farahs Heimat ist das eine ziemlich ungewöhnliche Lebensform. Hier in Deutschland ist es recht häufig gelebte Realität. Ich denke, dass so eine Patenschaft genau für solche Reibungspunkte gewinnbringend ist: Der Austausch baut Brücken zwischen den Welten und schafft Nähe.

Wie sieht so ein Besuch von dir konkret aus?

Ich komme meistens Anfang der Woche abends nach der Arbeit vorbei. Mit meinem Arbeitgeber habe ich vereinbart, dass ich einmal wöchentlich ganz pünktlich loskomme. Dann wird erstmal eine halbe Stunde gequatscht oder gegessen, ehe es an die Arbeit geht. Wenn ich dann einem der drei Mädchen bei den Aufgaben helfe, arbeiten die anderen konzentriert an ihren eigenen Themen. Das hat sich inzwischen als festes Ritual etabliert.

Haben sich deine ursprünglichen Erwartungen an das Ehrenamt erfüllt?

Mehr als das! Ich hätte nicht gedacht, dass sich diese Tätigkeit so wunderbar in meinen Alltag integrieren lässt, wie es sich nun gestaltet. Es macht mir große Freude, zu sehen, dass ich wirklich etwas bewirke. Dass sich die Schulleistungen verbessern, ist eine Sache. Aber dann entsteht da eben auch eine recht enge persönliche Beziehung. Von der Gastmutter habe ich erfahren, dass die drei Kinder immer ganz aus dem Häuschen sind, wenn sie wissen, dass ich komme. Regelmäßigkeit und Zuverlässigkeit sind sehr wichtig, um einen guten Draht aufzubauen. Als ich einmal 14 Tage nicht kommen konnte, hat die Kleinste ganz doll geweint. Das geht mir dann schon nahe. Und es freut mich sehr, dass ich häufig zum Essen oder zu Festen eingeladen werde.

Auf welchen Zeitraum ist so eine Kiezpatenschaft ausgelegt?

Vom Verein her ist kein Zeitraum festgelegt und von meiner Seite gerne „Open End“. Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass ich auch in Zukunft eine wichtige Bezugsperson für die Familie bleiben werde – und kann so ein Ehrenamt nur empfehlen!

Vielen Dank für das Gespräch!

* Name von der Redaktion geändert